Gerrits Geschichte
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Gerrit Max kam am 14. Dezember 1997 um 16 Uhr in Ulm zur Welt. Die Schwangerschaft war normal verlaufen, die Geburt war unkompliziert und der kleine Gerrit wuchs schnell zu einem kerngesunden und putzmunteren Jungen heran. Seine sechseinhalb Jahre ältere Schwester Valeska und er waren vom ersten Tag an ein Herz und eine Seele.
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Gerrit war ein kleiner, starker und gut gelaunter Junge, wie der kleine „Bam Bam“ in der Serie Fred Feuerstein. Seine Mutter Sybille geriet öfter in Erziehungsnöte, aber dem Charme des kleinen Gerrit konnte niemand widerstehen: Wie jeder Junge liebte auch Gerrit Autos und Fahrzeuge, und wenn ein anderes Kind ein größeres oder schöneres Bobby-Car hatte als er, schubste er den Kumpel einfach beiseite und fuhr davon.
Im Alter von drei Jahren kam Gerrit in den Kindergarten, und nach ein paar Tagen bat er den Vater um ein Schießgewehr, um es dahin mitzunehmen. Dieser fragte erstaunt, wozu er es brauche? Die Antwort: „Papa, ich muss Mädchen schießen, die sind soooo blöd…“ Gerrits erste Lebensjahre sind in vielen Tagebüchern mit Fotos und Bildern festgehalten, er war und ist der Sonnenschein und der Mittelpunkt der Familie.
Ein frühes Unglück
Im Alter von vier Jahren geschah das Unglück. Nach den Pfingstferien im schweizerischen Tessin kam die Familie am Abend nach Hause zurück, es gab viel zu tun; Wäsche waschen, aufräumen, der Kühlschrank war leer. Während Sybille und die kleine Valeska zum Einkaufen gingen, fuhren Gerrit und seinem leiblichen Vater zu Freunden. Auf der Rückfahrt schlug das Schicksal zu: Ein betrunkener Fahrer nahm Gerrits Vater die Vorfahrt, es kam zu einem Frontalaufprall auf der Landstraße bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Gerrits Kopf wurde stark geschleudert, das Rückenmark wurde auf der Höhe C1/C2 durchtrennt. Als die Rettungskräfte kamen, atmete Gerrit nicht mehr. Er wurde reanimiert und auf die Intensivstation der Uniklinik Ulm gebracht.
Seit diesem Tag, dem 6. Juni 2001, ist alles anders als zuvor. Zunächst bricht die Welt von allen um Gerrit herum zusammen. Niemand weiß, wie es weitergeht, welches Leben noch möglich ist, was aus Gerrit und der Familie werden wird. Es soll alles Menschenmögliche getan werden, um ihm ein möglichst angenehmes Leben zu ermöglichen. Jetzt gilt es, etwas ganz Neues zu beginnen mit allen Stolpersteinen, die zu einer solchen Behinderung gehören.
Ein neues Leben für Gerrit
Nach vier Wochen auf der Intensivstation wird Gerrit zur Reha nach Heidelberg verlegt, an Weihnachten darf der Kleine zum ersten Mal probehalber wieder nach Achstetten. Alles geht gut zuhause, er darf endlich der Klinik den Rücken kehren. Heute ist Gerrit ein querschnittsgelähmter, dauerbeatmeter Mensch. Körperlich wie ein 21-Jähriger gewachsen, wird sich Gerrit nie wieder bewegen und nie wieder selbstständig atmen können. Wahrscheinlich auch nie wieder richtig sprechen können.
Die häusliche Pflege mit einem Pflegeteam ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Gerrits Leben. Ein solches Team aufzubauen, zu erhalten und an die sich verändernden Voraussetzungen für Gerrits Pflege und Versorgung anzupassen, ist eine große Daueraufgabe, der sich Gerrits Familie jeden Tag stellt. Wir, Gerrits Eltern und seine Schwester, wünschen uns von Herzen, dass wir liebe und aufgeschlossene Menschen finden, die an unserem Leben teilhaben und sich um Gerrits Wohl kümmern möchten.