Hallo, ich bin Gerrit
Ich bin 21 Jahre alt und sitze im Rollstuhl. Obwohl ich vom zweiten Halswirbel an gelähmt bin, genieße ich das Leben und erlebe jeden Tag wunderschöne Momente. Meine Mama Sybille, mein Ersatzpapa Ralf, seit 2006 der neune Lebensgefährte meiner Mama und meine ältere Schwester Valeska kümmern sich um mich und sorgen dafür, dass ich ein abwechslungsreiches und glückliches Leben führe.
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Ich lebe in Achstetten in der Nähe von Ulm, aber meine Familie, mein Team und ich sind auch häufig in unserem Ferienhäuschen in Erbach am Baggersee. In beiden Häusern gibt es Zimmer, die mit allem ausgestattet sind, was für meine Pflege nötig ist. So fühle ich mich wohl und kann sicher betreut werden. Zuhause in Achstetten gibt es sogar einen eigenen Raum für das Pflegeteam mit einem Überwachungssystem und Monitor, so dass ich immer unter Beobachtung bin und mir nichts passieren kann.
Mein Tagesablauf ist regelmäßig, aber da meine Familie und ich oft Ausflüge machen und wir auch lange in den Urlaub fahren, gibt es immer Abwechslung. Dieses Jahr zum Beispiel haben wir wieder die Toscana besucht, und sogar auf den Mauritius waren wir schon. Mein Pflegeteam begleitet uns überall hin, was ich toll finde, denn die Pfleger und Pflegerinnen sind bei uns voll integriert in das Familienleben und in alles, was wir unternehmen.
Immer ein volles Haus
So oft wie möglich sind wir draußen in der Natur, denn das liebe ich besonders. Sowohl in Achstetten als auch in Erbach haben wir einen großen, wunderschönen Garten. 2019 planen meine Eltern sogar eine Außenküche am Ferienhaus, so dass draußen nicht nur gegrillt, sondern auch gekocht werden kann und genug Platz ist für unsere vielen Gäste. Meine Eltern sorgen immer für ein volles Haus und tolle Gesellschaft für mich, darum haben wir oft Besuch von Freunden und Bekannten. Bei uns ist immer etwas los, und meine Pfleger und Pflegerinnen sind immer dabei, wenn es etwas zu erleben oder zu feiern gibt.
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Nicht nur meine Familie und unsere Freunde bestimmen mein Leben, sondern auch die vielen Tiere, die uns im Alltag begleiten. Allen voran unser Norwich-Terrier Flippi, der schon zwölf Jahre alt ist. Er ist zwar eigentlich ein Jagdhund, aber er ist so lieb und friedlich, dass er unsere Wildentenbabies auf seiner Decke schlafen lässt und sich selbst daneben legt. Wir haben eine Brutmaschine, in der wir in den letzten Jahren Wildenten und -Gänse ausgebrütet und dann groß gezogen haben. In Erbach leben wilde Enten und Gänse mit uns wie Haustiere, und die Schwäne Camilla und Charles kommen jeden Tag an unseren Steg, wo wir sie mit Brot füttern. Ich liebe es, die Tiere zu beobachten, auch unsere großen, gescheckten Kois und unsere Zwerghasen Mrs. Hobbs, Nero, Schoki und Molli.
Geliebter Mittelpunkt meiner Familie
Ich liebe das Meer und das Wasser im Allgemeinen. Wir haben zuhause ein beheiztes Schwimmbad, in das ich mich legen und abkühlen kann, und in Erbach fahre ich gern mit dem Boot über den See. Wenn wir am Meer sind, zieht mich Ralf gern über den Strand – dafür haben wir ein riesiges, cooles Dreirad, das auf Sand rollen kann. Das machen auch manchmal Pfleger oder Pflegerinnen, die uns im Urlaub begleiten.
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Trotz meiner körperlich Einschränkung bin ich ein fröhlicher Mensch. Ich bin der Mittelpunkt meiner Umgebung, und ich fühle mich nie allein gelassen. Ich führe ein besonderes Leben in einer besonderen Familie, in der sich alle auf mich eingestellt haben. Da jedoch immer sehr viele verschiedene Menschen um mich herum sind, dauert es eine Weile, bis ich Vertrauen fasse zu denen, die ich noch nicht kenne. Neue Gesichter sind mir am Anfang fremd, und ich brauche einige Zeit, bis ich mich an sie gewöhnt habe. Wenn ein neuer Pfleger oder eine neue Pflegerin im Team ist, muss ich ihn oder sie erst kennenlernen. Wen ich aber lieb gewonnen habe, den vergesse ich auch nicht wieder – und ich freue mich, wenn es neue Gesichter um mich herum gibt, mit denen ich Freundschaft schließen kann.
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